Der Meister Alumni Club (MAC) veranstaltete am 11. September 2024 im Haas Haus am Stephansplatz das erste Netzwerktreffen in Wien. Unter dem Motto „MAC im Gespräch: Betriebsübergabe im Generationendialog“ kamen hochkarätige Gäste aus der Wirtschaftskammer Österreichs und MAC-Mitglieder zusammen, um über die Herausforderungen und Chancen der betrieblichen Nachfolge zu diskutieren.
Auf dem Podium nahmen Platz: Top-Unternehmerin und WKÖ-Vizepräsidentin Martha Schultz – welche vor vielen Jahren gemeinsam mit ihrem Bruder den elterlichen Betrieb übernahm, die Obfrau der Bundessparte Gewerbe & Handwerk, Renate Scheichelbauer-Schuster – sowohl Nachfolgerin im eigenen Familienunternehmen als auch Geschäftsführer-Übergeberin an die nachfolgende Unternehmergeneration, sowie Andrea Prozek, Leiterin des Referats für Finanzpolitik in der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Moderiert wurde die Runde von Bettina Kerschbaumer.
Erfolgreiche Betriebsübergaben an die nächste Generation sind entscheidend für den jeweiligen Betrieb, aber auch für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Österreich: Bis 2029 stehen in Österreich rund 51.500 Klein- und Mittelständische Unternehmen (KMU) zur Übergabe an. Das entspricht 23% aller Arbeitgeberunternehmen. Mit diesen Betrieben sind mehr als 692.000 Arbeitsplätze verbunden. (Quelle: KMU Forschung Austria 2021)
„Als Wirtschaftskammer Österreich ist es uns ein großes Anliegen, dass Betriebsübergaben in der Familie und an externe Nachfolger:innen gelingen. Gerade für angehende Unternehmer:innen kann die Übergabe eines bestehenden Betriebs mit Fachkräften und Kundenstock eine attraktive Alternative zu einer Neugründung sein. Daher haben wir gemeinsam mit der Jungen Wirtschaft die Strategie für die Nachfolge vorgestellt“ betonte WKO-Vizepräsidentin Martha Schultz.
Erfolgreiche Nachfolge stärkt Österreich
Aufgrund des demografischen Wandels nahm die Zahl der Betriebsübergaben bereits in den letzten Jahren spürbar zu. Wie wichtig erfolgreiche Übergaben für den Standort sind, zeigt eine Studie der KMU Forschung Austria aus dem Jahr 2021: Erfolgreiche Übergaben erhöhen zu 61% den Umsatz der Betriebe, steigern zu 60% die Investitionen und schaffen zu 36% neue Arbeitsplätze.
„Mir ist es wichtig, dass unser Betrieb auch weiterhin den hohen Qualifikationsanspruch bewahrt, damit unsere Kund:innen sich darauf verlassen können, dass dieser Betrieb für Qualität steht“ beschreibt Renate Scheichelbauer-Schuster mit Blick auf ihre Nachfolge. „Wir haben im eigenen Unternehmen einen Mitarbeiter gefunden, der die Geschäftsführung übernommen hat und mit seinen frischen Ideen auch neue Innovationen und Lösungen eingebracht hat.“
Der wirtschaftliche Strukturwandel, gekennzeichnet ua. durch einen technologischen Wandel, der Urbanisierung oder dem Fachkräftemangel, spielt eine entscheidende Rolle bei der Übergebe von Betrieben. Aktuelle wirtschaftliche Unsicherheiten sowie der Wandel in den Lebensentwürfen innerhalb von Familien beeinflussen die Bereitschaft potenzieller Nachfolger:innen. „Aus diesem Grund ist ein generationsübergreifender Dialog, wie er im Meister Alumni Club gerade entsteht, von immenser Bedeutung. Ich möchte den Wirtschaftskammern meinen Dank aussprechen, die uns diese einzigartige Möglichkeit bieten, erfahrene Unternehmer:innen mit jungen, hochqualifizierten und motivierten Meister:innen & Befähigten zu vernetzen und den Zusammenhalt zu fördern. Dies ist ein wesentlicher Beitrag zur Stärkung unseres starken Unternehmertums für der Zukunft“ betont Renate Scheichelbauer-Schuster.
Ein starkes Signal geht von den Übernehmerinnen aus: Betriebsübernahme ist ein weibliches Thema. Mehr als die Hälfte der Betriebe werden von Frauen übernommen. Daher ist es von besonderer Bedeutung, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Frauen in ihrer Rolle als Unternehmerinnen bestmöglich unterstützt werden“, hebt Martha Schultz hervor.
Nachfolgestrategie für Österreich
Unternehmensübergaben müssen rechtzeitig angegangen werden, damit Nachfolger:innen mit dem übernommenen Betrieb erfolgreich durchstarten können. Es braucht insgesamt mehr Bewusstsein für die großen Chancen von Betriebsnachfolgen. Als erfolgreicher Standort auch und gerade für Betriebsnachfolgen kann Österreich mehr für Wachstum, Wohlstand und Beschäftigungen bewegen. Dafür benötigt es veränderte Rahmenbedingungen. Die Nachfolgestrategie der Jungen Wirtschaft hat konkrete Maßnahmenvorschläge entlang folgender Handlungsfelder identifiziert:
Rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen müssen sich ändern bzw. gestärkt werden
Finanzierungs- und Investitionsmöglichkeiten müssen unterstützt und ausgebaut werden
Es braucht eine allgemeine Bewusstseinsbildung und Kultur über das Potenzial einer Unternehmensnachfolge
Nutzt die Services und Angebote
„Die Wirtschaftskammer unterstützt Betriebsnachfolgen mit umfangreichen maßgeschneiderten Serviceleistungen. Nutzen Sie diese rechtzeitig und lassen Sie sich bei diesen Veränderungen von uns begleiten“ empfiehlt Andrea Prozek und ergänzt „Eine Übergabe sollte rechtzeitig vorbereitet und angedacht werden. Neben den rechtlichen und finanziellen Bereichen spielt nämlich auch die Emotion ein entscheidende Rolle beim Loslassen bzw. Übernehmen!“
Als weitere Unterstützung wurde im Rahmen der Veranstaltung das neue Trainingsprogramm für KMU-Unternehmensnachfolger:innen „Wise Up 2 Succeed“ an der Wirtschaftsuniversität Wien vorgestellt: Dieses Trainingsprogramm rüstet Unternehmensnachfolger:innen mit praxisnahen Fähigkeiten und innovativen Denkansätzen, damit sie souverän nachhaltige und gute Entscheidungen treffen können. Die Zielgruppe ist (potentielle) KMU-Unternehmensnachfolger:innen, die ihre Managementkompetenzen stärken möchten und neugierig auf Neues sind.
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